Für meine Verhältnisse stand ich heute relativ spät auf. Allerdings war die Nacht – so viel Jammern auf hohem Niveau darf sein – einfach heiß. Der Miefquirl lief, damit die Luft wenigstens etwas bewegt wurde, das Fenster stand weit offen, die Tür ebenfalls. Das machte auch nichts, wir hatten hier in Sevilla ein Haus für uns ganz alleine, obwohl wir eigentlich nur ein Zimmer brauchten. Außer uns war schließlich niemand so blöd, und guckt sich im August Sevilla an. Doch, ein paar Touristen waren trotzdem da und drängelten sich überall mit aufs Bild, wenn ich nicht aufgepasst habe.
Da ich die Pflicht in Sevilla: Alcazar, Kathedrale und so weiter schon absolviert hatte, blieb mir die Kür: Heute war Bummeln in kleinen Gässchen angesagt. Die gab es im ehemaligen Judenviertel, das allerdings schon lange keines mehr ist. Eng war es. Da die Häuser so dicht standen, dass die Sonne nicht bis nach unten schien, blieb es relativ schattig und kühl. Früher musste hier nur ein Esel mit zwei Wasserfässern durchpassen – mit Autos hat damals noch niemand gerechnet.
Unterwegs waren die meisten zu Fuß. Davon dürfte der größte Teil Touristen sein, so wie ich. Die Spanier fuhren mit Rollern, Motorrädern oder Fahrrädern. Unterwegs gab es immer was zu gucken, auch wenn ich weder ein Kleid, noch einen Fächer oder eine Tasse gekauft habe.
An einem Platz standen diese beiden Säulen. Die haben die Römer einmal hier aufgestellt – und vergessen, sie beim Abzug wieder einzusammeln.
Es war mittags: Zeit für einen heißen Kaffee und eine kalte Gazpacho. Gleich neben den Säulen gab es die kleine Leckerei, die bei dieser Temperatur durchaus als Essen durchging.
Ein Stückchen weiter waren kaum Menschen in den Straßen unterwegs, dafür aber die Jalousien hübsch verziert. Mittags haben die Läden übrigens fast alle zu – und machen erst abends wieder auf.
Dort, wo die Straßen wieder breiter waren, spendete Stoff den nötigen Schatten und ich schlich zurück zur Unterkunft. Vielleicht gehe ich noch einmal los, wenn es später etwas kühler wird. Lasst euch überraschen.
Irgendwann war einfach Appetit auf Tapas da. Eben mal so. Aber das ist in Sevilla überhaupt kein Problem.
Und der Rückweg zeigte, dass immer noch einiges los war. Noch nicht mal die Pferdchen vor den Kutschen hinter der Kathedrale hatten Feierabend.
Und auf dem Platz war auch noch eine Menge los.
Aber mir reichte es für heute. Morgen ist auch noch ein Tag, da geht es weiter, mit dem Zug nach Cordoba. Die rechte Tür von den beiden, das ist die Richtige für diese Nacht.
Das ist mein Beitrag zum „WMDEDGT“ aka: Was machst du eigentlich den ganzen Tag. Frau Brüllen fragt das einmal im Monat, immer am 5., und ich mach da einfach mit.